Zahnerkrankungen beim Kaninchen und Meerschweinchen
Im Gegensatz zum Menschen wachsen alle Zähne des Kaninchens und Meerschweinchens lebenslang und werden während des Kauvorgangs abgerieben. Sind Fehlstellungen vorhanden, erfolgt der Abrieb nur unvollständig und es entstehen Kanten und Spitzen, die die Schleimhäute von Backe und Zunge verletzen. Durch Fehlstellungen verändern sich zudem die Druckverhältnisse und es besteht die Gefahr, dass sie sich lockern, Keime eindringen und Infektionen verursachen können. Zudem werden die Zahnwurzeln zum Wachsen angeregt. Die Zähne wachsen sozusagen in die falsche Richtung und können im Unterkiefer den Kieferrand durchbrechen und im Oberkiefer bis in die Nasengänge wachsen.
Ursachen für Zahnfehlstellungen:
Bei vielen Tieren sind Zahnfehlstellungen genetisch bedingt. Bei älteren Tieren führt eine Bindegewebsschwäche zu Verschiebung und seitlichem Abkippen.
Kalziummangel in der Futterration ist eine weitere Ursache. Die Zähne bekommen eine gräulich-braune Farbe und splittern schnell. Kalziummangel entsteht, wenn die kalziumreichen Pellets im Fertigfutter verschmäht werden. Das angebotene Frischfutter (z.B. Salat, Gurke, Apfel, Möhre) ist dagegen kalziumarm. Ferner hat Mangel an Rohfaser im Futter zur Folge, dass die Kauaktivität nicht ausreicht, um einen Zahnabrieb zu gewährleisten. Auch Verletzungen (z.B. am Käfiggitter) führen zu Fehlstellungen. Durch Verlust einzelner Zähne wird der Abrieb des gegenüberliegenden Zahnes verhindert und er wächst zu lang.
Behandlung:
Die Zahnkorrektur erfolgt in der Regel in Narkose, zu groß ist die Gefahr von Verletzungen durch Abwehrbewegungen. Unter Einsatz eines Maul- und eines Wangenspreizers werden die Backenzähne mittels einer rotierenden Fräse auf die richtige Länge gekürzt. Bei den Schneidezähnen kommt eine kleine Trennscheibe zum Einsatz. Lockere Zähne müssen gezogen werden, damit sich keine Kieferabzesse bilden. Sind bereits Anzeichen einer Entzündung vorhanden, sind Antibiotika und Schmerzmittel in Form von Injektionen und Tabletten nötig.
Vorbeuge:
Mit der Fütterung von Futter mit hohem Rohfaseranteil (z.B. Heu, Gräser, Löwenzahn, Möhrengrün) können die Intervalle zwischen den Zahnkorrekturen oft verlängert werden. Bei Farbveränderungen der Zähne ins gräulich-bräunliche sollte der Kalziummangel der Ration erhöht werden (z.B. durch Kohlrabiblätter, Broccoli, Pellets, Kräuter). Dabei ist für ausreichend Wasser zu sorgen, um der Entstehung von Harnsteinen
vorzubeugen.
© Dr. Ulrich C. Kreime M.Sc.