Der Kreuzbandriss (KBR)

Der KBR ist die häufigste orthopädische Erkrankung beim Hund. Betroffene sind überwiegend große und mittelgroße Hunde, aber auch kleine Hunde und Katzen können einen KBR erleiden. Er führt zu hochgradigen Schmerzen im Kniegelenk und zu einer schweren Lahmheit.

 

Anatomie:
Das Kniegelenk - als sog. zusammengesetztes Gelenk - besteht aus dem Kniescheibengelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkel und dem Kniekehlgelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein. Das vordere und hintere Kreuzband verlaufen als kurze, kräftige Sehnen im Kniegelenk vom Oberschenkel zum Schienbein. Dabei kreuzen sie sich (daher der Name).
Die Kreuzbänder haben die Aufgabe, beide genannten Knochen fest aufeinander zu halten, die Knochen können sich nicht gegeneinander verschieben und das Gelenk kann sich lediglich als sog. Scharniergelenk bewegen.

 

Ursachen und Diagnose
Es gibt 2 Typen von Kreuzbandproblemen:
1. Der akute Kreuzbandriss
Der durch eine akute Überbelastung ausgelöste KBR bei einem Hund mit einem gesunden Kniegelenk (keine Arthrose vorhanden, keine Lahmheitsvorgeschichte). Hier ist das Kreuzband oft vollständig gerissen und die betroffenen Hunde zeigen eine hochgradige Lahmheit, die dann kaum Besserungstendenz aufweist. Das Kniegelenk ist kaum verdickt, weist jedoch ein sog. Schubladenphänomen auf. Oberschenkel und Unterschenkel lassen sich gegenseitig verschieben, wie bei einer Schublade. Dies führt zu einer ausgeprägten Instabilität des Gelenks.

2. Die chronische Kreuzbandzerrung.
Hunde, die ein Kreuzbandproblem dieses Typs haben, hinken oft seit längerem immer wieder, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Das Kniegelenk ist stark verdickt und weist einen Gelenkserguss (vermehrte Gelenksflüssigkeit) auf. Oft reicht eine große Belastung (Spurt, abrupte Drehbewegung o.ä.) aus, um einen vollständigen Riss zu verursachen.

 

Therapie
Jeder KBR führt zu einer Arthrose des Kniegelenks, egal ob behandelt (operiert) oder nicht!
Darin ist sich die Wissenschaft einig. Aus der Instabilität des Gelenks bildet sich eine Arthrose (chronische Gelenksentzündung) und daraus entwickelt sich später eine sog. Fibrose u.a. der Gelenkkapsel. D.h. es kommt zur Kollagenfaservermehrung in der Kapsel, diese verdickt sich, stützt das Gelenk und der Hund läuft nahezu schmerzfrei.
Ziel der Behandlung eines KBR ist lediglich, diesen Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und abzukürzen.
Grundsätzlich kann ein KBR konservativ (Schmerzmittel und Bewegungstherapie bzw. Physiotherapie) besser aber operativ behandelt werden.
Denn nur durch ein operatives Vorgehen kann das Fortschreiten der Arthrose gestoppt oder zumindest verlangsamt werden.

 

OP-Methoden
Folgende Operationsmethoden haben sich durchgesetzt und werden weltweit angewendet.
- Bandersatz künstlich oder mit Eigengewebe
- Kapsuloraphie (Kapselraffung) mit Fasciendopplung
- OTT (Bandersatz over-the-top)
- TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomie)
- TTA (Tibia Tuberosity Advancement)
- TTO (Triple Tibial Osteotomy)

Keine dieser Operationsmethoden ist einer anderen überlegen. Bei guter Ausführung der Operation führen alle Methoden zu gleich guten Ergebnissen.

Ich bevorzuge die Kapsuloraphie mit Fasciendopplung und habe bei weit über 1.000 Operationen einen guten Erfolg, der mit keiner anderen Methode übertroffen wird.
Für diese Methode spricht der vergleichsweise günstige Preis und eine kürzere Heilungsphase.

© Dr. Ulrich C. Kreime M.Sc.